| Presseinformation Nr. 143 / 2019

Prof. Tobias Moser erhält traditionsreichen Guyot Preis für Otologie 2019

Universität Groningen zeichnet Hörforscher der Universitätsmedizin Göttingen für seine hervorragende Arbeit mit ihrem ältesten Wissenschaftspreis für Ohrenheilkunde aus.

Der Guyot-Preis ist mit 2.500 Euro dotiert und wird zusammen mit einer Medaille verliehen. Foto: Moser

(umg) Prof. Dr. Tobias Moser, Direktor des Instituts für Auditorische Neurowissenschaften an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), ist von der Universität Gro-ningen in den Niederlanden für seinen wissenschaftlichen Beitrag zum Verständnis der Synapsen im Innenohr und zur Entwicklung eines optogenetischen Cochlea-Implantats ausgezeichnet worden. Die Universität Groningen ehrt Prof. Moser mit ihrem ältesten wissenschaftlichen Preis, dem Guyot Preis. Die Verleihung fand am 29. Oktober 2019 im Rahmen eines feierlichen Symposiums zum Thema „Fortschritte in der biologischen Otologie" in Groningen statt.

„Ich freue mich sehr über die Anerkennung durch diesen traditionsreichen Preis, der nur alle fünf Jahre vergeben wird“, sagt Prof. Dr. Tobias Moser.

Mit dem Guyot Preis ehrt die Universität Groningen seit 1914 alle fünf Jahre eine Person, die hervorragende Arbeit auf dem Gebiet der Ohrenheilkunde geleistet hat. Der Preis ist nach Henri Daniel Guyot benannt. Dieser gründete 1790 die Gehörlosenschule in Groningen, die erste ihrer Art in den Niederlanden. Zudem war Guyot Gründer des Königlichen Instituts für Gehörlose in Groningen. Der Guyot-Preis ist mit 2.500 Euro dotiert und wird zusammen mit einer Medaille verliehen. Zu den früheren Empfängern zählen unter anderem die späteren Nobelpreisträger Robert Bárány (1914) und Georg von Békésy (1939). Für den Guyot-Preis 2019 fiel die Entscheidung des Preiskomitees einstimmig auf Prof. Dr. Tobias Moser.

Als Sprecher des Sonderforschungsforschungsbereichs SFB 889 „Zelluläre Mechanismen Sensorischer Verarbeitung“ und des Exzellenzclusters „Multiscale Bioimaging: von molekularen Maschinen zu Netzwerken erregbarer Zellen“ (MBExC) an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) ist Prof. Tobias Moser in seiner Forschung eng vernetzt mit anderen Forschungseinrichtungen am Göttingen Campus. So leitet er in Göttingen die Arbeitsgruppe „Auditorische Neurowissenschaften und Optogenetik“ am Deutschen Primatenzentrum, die Arbeitsgruppe „Synaptische Nanophysiologie“ am Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie sowie die assoziierte Arbeitsgruppe „Auditorische Neurowissenschaften“ am Max-Planck-Institut für Experimentelle Medizin.

Prof. Dr. Tobias Moser ist führend in der Erforschung der Synapsen im Innenohr und international an vorderster Spitze in der Erforschung der Physiologie und Pathophysiologie des Innenohrs. Wie werden Geräusche von unserem Gehör aufgenommen? Wie erhalten wir innerhalb weniger Sekundenbruchteile eine akustische Information? Schallwellen treffen auf das Ohr und werden von den Sinneszellen der Cochlea, den sogenannten Haarzellen, in elektrische Signale umgewandelt, die unser Gehirn wahrnehmen und verarbeiten kann. Diese blitzschnell ablaufenden, hochkomplizierten Prozesse der synaptischen Schallkodierung auf molekularer Ebene zu verstehen, ihre Pathologie zu untersuchen und Gentherapien zu entwickeln, sind die Forschungsziele von Prof. Tobias Moser und seiner Mitarbeiter*innen. Als Vorreiter erarbeiteten sie wichtige Grundlagen auf dem Gebiet, das mittlerweile von weltweit mehr als 30 Arbeitsgruppen sehr aktiv erforscht wird. Darüber hinaus untersuchen die Wissenschaftler um Prof. Moser die spezialisierten auditorischen Synapsen des Hirnstamms, die Informationen sehr zuverlässig und mit hoher Geschwindigkeit übertragen. Seit 2008 leisten die Forscher zudem Pionierarbeit bei der Etablierung des optogenetischen Cochlea-Implantats. Ihre Erkenntnisse versprechen enorme Verbesserungen in einer neu zu entwickelnden Generation von Innenohrimplantaten, bei denen die Fasern des Hörnervs mit Licht gereizt werden.

ZUR PERSON

Tobias Moser ist 1968 in Görlitz geboren und studierte Humanmedizin in Leipzig und Erfurt. Promoviert wurde er in Göttingen mit einer im Labor des Leibniz- und Nobelpreisträgers Erwin Neher angefertigten Arbeit. In Nehers Abteilung am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie blieb er auch danach als Postdoktorand und Nachwuchsgruppenleiter. Parallel dazu begann er eine Facharztausbildung für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde an der Universitätsmedizin Göttingen. An deren Universitätsklinikum leitet er seit 2001 das von ihm aufgebaute „InnenOhrLabor“. Nach der Habilitation in der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde 2003 wurde er 2005 zum Professor ernannt und hat seit 2007 einen Lehrstuhl inne. Nachdem er mehrere Rufe aus Deutschland und den USA abgelehnt hatte, etablierte Prof. Moser 2015 in Göttingen ein neues Institut für Auditorische Neurowissenschaften an der UMG. Seit 2016 ist Tobias Moser Max Planck Fellow mit einer eigenen Arbeitsgruppe am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie (MPI-BPC) und am Max-Planck-Institut für Experimentelle Medizin (MPI-EM), beide in Göttingen.

Tobias Moser ist mehrfach mit renommierten und hochdotierten Wissenschaftspreisen ausgezeichnet. So erhielt er 2015 den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Im Jahr 2017 wurde er mit dem Ernst Jung-Preis für Medizin der Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung ausgezeichnet.

Schwerhörigkeit ist die am weitesten verbreitete Störung der Sinneswahrnehmung, mit enormen sozioökonomischen Auswirkungen. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass 460 Millionen Menschen weltweit von einer behandlungsbedürftigen Schwerhörigkeit betroffen sind. Daher besteht dringender Bedarf für ein besseres Verständnis der dabei beteiligten sensorischen Mechanismen und für die Entwicklung verbesserter Hör-Hilfen.

WEITERE INFORMATIONEN:
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Institut für Auditorische Neurowissenschaften und InnenOhrLabor
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