Prof. Dame Frances M Ashcroft erhält Jacob-Henle-Medaille
(umg) Die britische Zoologin, Humangenetikerin und Physiologin, Prof. Dame Frances M Ashcroft, Department of Physiology, Anatomy and Genetics, University Oxford,erhält von der Medizinischen Fakultät an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) die Jacob-Henle-Medaille für das Jahr 2018 verliehen. Prof. Dame Frances M Ashcroft bekommt die Auszeichnung als Anerkennung für ihre außergewöhnliche Lebensleistung auf dem Gebiet der Physiologie. Gewürdigt werden zudem ihr außerordentliches Engagement für eine fachübergreifende und allgemeinverständliche Wissenschafts-Kommunikation sowie ihr besonderer Einsatz als Mentorin für junge Wissenschaftler*innen. Dame Frances M Ashcroft hat sich insbesondere am Göttingen Campus in den Scientific Advisory Boards des European Neuroscience Institutes Göttingen (ENI-G) und des Max-Planck-Institutes für Experimentelle Medizin engagiert.
Die feierliche Verleihung der Medaille findet statt am Montag, dem 15. Juli 2019, im Hörsaal 55 des Universitätsklinikums Göttingen, Robert-Koch-Straße 40. Begrüßung und Laudatio spricht Prof. Dr. Blanche Schwappach, Forschungsdekanin der Medizinischen Fakultät und Direktorin des Instituts für Molekularbiologie der UMG.
Feierliche Verleihung der Jacob Henle Medaille 2018 durch die Medizinische Fakultät
Montag, 15. Juli 2019, 14:00 bis 15:30 Uhr
Hörsaal 55, Universitätsklinikum
Robert-Koch-Straße 40, 37075 Göttingen
Den Festvortrag hält die Preisträgerin der Jacob-Henle-Medaille Prof. Dame Frances M Ashcroft zum Thema „Sweetness and Light – Metabolic regulation of insulin secretion in health and diabetes“. In ihrem Vortrag spricht sie über die Beziehung zwischen Stoffwechsel und Insulinausschüttung – wie das eine das andere reguliert und wo es im diabetischen Zustand zu Entkopplungen kommt.
DIE PREISTRÄGERIN DER JACOB-HENLE-MEDAILLE
Dame Frances M Ashcroft hat maßgeblich dazu beigetragen, die elektrische Kontrolle bei der Insulin-Sekretion aufzuklären. Sie hat zudem wissenschaftliche Grundlagen dafür geschaffen, die Rolle der an der Hormonausschüttung beteiligten Ionenkanäle und die damit verbundenen Krankheitsbilder zu klären. Zu den grundlegenden Erkenntnissen ihrer Forschung gehört, dass extrazelluläre Glucose den Kaliumfluss durch Ionenkanäle in der Plasmamembran von pankreatischen beta-Zellen zum Erliegen bringt. Zu der darauf aufbauenden Serie von bahnbrechenden Entdeckungen in diesem Gebiet, insbesondere zur Aufklärung von Details über die Adenosin-5‘-triphosphat (ATP)-empfindlichen Kalium-selektiven Kanäle (KATP), hat sie wesentlich beigetragen. Zudem konnte Frances M Ashcroft unter anderem erstmals aufzeigen, wo eine wichtige Klasse von Pharmaka, die Sulfonylharnstoffe, den KATP-Kanal bindet.
Auf Grundlage dieser Forschungserkenntnisse war es möglich, einige hundert Patienten mit einer angeborenen Form von Diabetes besser therapieren zu können. Grundsätzlich haben ihre Arbeiten zur Wirkweise der KATP-Kanäle entscheidende Impulse für das Verständnis von Ionenkanal-basierten Erbkrankheiten, so genannten „Channelopathien“, gegeben. Darüber hinaus beschäftigt sich Frances M Ashcroft in ihren Studien mit Genprodukten, die bei der Entstehung von Fettleibigkeit oder Typ II-Diabetes eine Rolle spielen. So erbrachten neuere Studien grundlegende Erkenntnisse über die Bedeutung von Enzymen bei Fettleibigkeit, wie der Demethylase FTO und der Nicotinamid-Nucleotid-Transhydrogenase.
Neben ihrer Forschungsarbeit ist Dame Frances M Ashcroft als leidenschaftliche und mitreißende Botschafterin der Wissenschaft unterwegs. Sie ist Autorin mehrerer Fach- und populärwissenschaftlicher Bücher zur Physiologie von extremen Umweltbedingungen sowie zu Ionenkanälen und den mit ihnen in Verbindung stehenden Krankheiten. Eines dieser Bücher, das 2002 unter dem Titel „Am Limit. Leben und Überleben in Extremsituationen“ auf Deutsch erschienen ist, erreichte internationalen Bestseller-Status. Frances M Ashcroft hat in ihrem Labor zahlreiche Schüler*innen ausgebildet und geprägt, die ihre Begeisterung und ihr Engagement für die Wissenschaft weitertragen.
ZUR PERSON
Frances M Ashcroft wurde 1952 in Manchester geboren, studierte Natural Sciences an der Universität Cambridge und promovierte dort 1979 in Zoologie. Die Postdoktorandenzeit absolvierte sie an den Departments für Physiologie der Universität Leicester, UK, und der Universität von Kalifornien in Los Angeles, USA. Ab 1982 forschte Frances M Ashcroft als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Department für Physiologie der Universität Oxford. 1985 wurde sie dort Royal Society University Research Fellow. Seit 1992 gehört sie dem Trinity College an, 1996 wurde sie Professorin. Seit 2001 ist Frances M Ashcroft Direktorin der von ihr begründeten Oxford Ion Channels and Diseases of Electrically Excitable Cells Initiative (OXION). Sie ist seit 1999 Mitglied der Royal Society und hat an der Universität Oxford heute die Position einer Ad-Hominem-Professur für Physiologie inne.
Für ihre wissenschaftliche Arbeit hat Dame Frances M Ashcroft zahlreiche angesehene Preise erhalten, unter anderem den Feldberg Foundation Prize und den L’Oréal-UNESCO Women in Science Award.
Die Jacob-Henle-Medaille wird von der Medizinischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen seit 1988 jährlich für herausragende, medizinisch bedeutende wissenschaftliche Leistungen vergeben. Mit der Verleihung der Medaille erinnert die Medizinische Fakultät an den Göttinger Anatomen und Physiologen Friedrich Gustav Jacob Henle (1809 bis 1885). Jacob Henle lebte, forschte und lehrte ab 1852 als Direktor des Anatomischen Instituts in Göttingen und leistete einen entscheidenden Beitrag zur Anatomie, Histologie und Pathologie der Nebennierenrinde. Nach ihm wurde die "Henle Schleife" benannt, ein spezieller Abschnitt im Tubulus-System der Niere (Röhrchensystem zur Harnaufbereitung).
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