| Presseinformation Nr. 065 / 20202

Digitale Lehrformate für das Medizinstudium während der COVID-19 Pandemie: Bundesgesundheitsministerium fördert Verbundprojekt aus Berlin, Göttingen und München

Während der Corona-Pandemie kann kein Unterricht mit Patient_innen stattfinden. Damit das Medizinstudium trotzdem weitergehen kann, werden ersatzweise digitale Lehrformate benötigt. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) fördert dazu eine Initiative des Medizinischen Fakultätentages (MFT), der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und des LMU Klinikums München mit einer halben Million Euro.

Der Leiter des Bereichs Medizindidaktik und Ausbildungsforschung im Studiendekanat, Prof. Dr. Tobias Raupach, sagt: „Wir verfügen in Göttingen über viel Erfahrung mit digitalen Lehrformaten. In unseren Studien konnten wir zeigen, dass digitale Simulationen von Ärzt_innen-Patient_innen-Kontakten zu einem langfristigen Lernerfolg führen können. Ein besonderer Schwerpunkt des aktuellen Projekts wird der Umgang mit akut erkrankten Personen sein.“ Foto:umg/fskimmel

(MFT) Ein Ziel des Medizinstudiums ist die Ausbildung von Ärzt_innen, die das von ihnen erworbene Faktenwissen bei der Behandlung ihrer Patient_innen kompetent anwenden. Diese Fertigkeiten werden im Medizinstudium üblicherweise im Rahmen von Famulaturen, Blockpraktika und im Unterricht am Krankenbett trainiert. Aufgrund der aktuellen Kontaktbeschränkungen können diese Unterrichtsformen zur Zeit nur in sehr begrenztem Umfang angeboten werden. Daher werden kurzfristig alternative Formate benötigt, die teilweisen Ersatz bieten – zum Beispiel digitale Lehre.

Aufbauend auf Vorarbeiten aus Göttingen, Heidelberg, München und Berlin wurde nun von Expert_innen für Medizindidaktik ein Projekt ins Leben gerufen, das zum Ziel hat, digitale Ressourcen für alle Medizinischen Fakultäten zur Verfügung zu stellen. Das Projekt mit dem Titel „Nationale Lernplattformen für digitales Patienten-bezogenes Lernen im Medizinstudium“ wird vom BMG mit einer halben Million Euro gefördert.

Inhaltlich wird das Projekt vom MFT in Berlin koordiniert: In einem ersten Schritt werden von den Fakultäten freiwillig bereitgestellte, bereits vorhandene digitale Ressourcen (insbesondere fallbasierte Formate) mit Hilfe des Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalogs Medizin (NKLM) kartiert und für alle Standorte verfügbar gemacht. Hierzu stellt das LOOOP-Projekt der Charité – Universitätsmedizin Berlin eine Online-Plattform (https://looop-share.charite.de) zur Verfügung. In einem zweiten Schritt werden neue Ressourcen erstellt, um identifizierte inhaltliche Lücken zu schließen. „Über den NKLM haben alle Lehrenden und Studierenden die Möglichkeit, schnell digitale Ressourcen für ihre jeweilige Lehrveranstaltung zu finden und sofort passend dafür einzusetzen“, so PD. Dr. Olaf Ahlers, Leiter des LOOOP-Projektes an der Charité und der NKLM-Geschäftsstelle am MFT.

Ein Schwerpunkt der Entwicklung neuer digitaler Patient_innenfälle liegt an der UMG. Der Leiter des Bereichs Medizindidaktik und Ausbildungsforschung im Studiendekanat, Prof. Dr. Tobias Raupach, erklärt hierzu: „Wir verfügen in Göttingen über viel Erfahrung mit digitalen Lehrformaten. In unseren Studien konnten wir zeigen, dass digitale Simulationen von Ärzt_innen-Patient_innen-Kontakten zu einem langfristigen Lernerfolg führen können. Ein besonderer Schwerpunkt des aktuellen Projekts wird der Umgang mit akut erkrankten Personen sein.“

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf virtuellen Patient_innen in der Lernplattform CASUS. Hier können Studierende anhand von Patient_innengeschichten mit angeschlossenen Fragen den Umgang mit allen wichtigen Krankheitsbildern üben. Es gibt sogar schon Fälle zum Thema COVID-19. Die Weiterentwicklung dieser Fälle wird von Medizindidaktiker_innen am LMU Klinikum München koordiniert. Prof. Martin Fischer, klinischer Studiendekan und Direktor des Instituts für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, freut sich über diese nationale Vernetzung und den damit verbundenen Schub für die digitale Lehre: „Diese Krise bietet uns die Möglichkeit, an allen Medizinischen Fakultäten gemeinsam und koordiniert virtuelle Patient_innen dafür zu nutzen, unsere Studierenden für gute und nachvollziehbare Entscheidungen in Diagnostik und Therapie fit zu machen. Das sollte auch nach der Krise Bestand haben und unsere Lehrmethoden nachhaltig erweitern.“

Die Initiator_innen des Projekts hoffen, mit der deutschlandweiten Bereitstellung digitaler Formate einen Beitrag zur standortübergreifenden Digitalisierung des Medizinstudiums leisten zu können. Das ist nicht nur in Zeiten der Corona-Pandemie sinnvoll: Zwar können solche Formate den Unterricht an Patient_innen nicht vollwertig ersetzen. Künftig sollen sich Studierende anhand der digitalen Ressourcen aber besser auf den realen Kontakt zu Patient_innen vorbereiten können, sodass sie die wertvolle Zeit am Krankenbett oder in der Praxis besser nutzen und sich den Patient_innen kompetenter zuwenden können.

Alle Medizinischen Fakultäten und Fachgesellschaften sind eingeladen, vorhandene digitale Ressourcen zur Verfügung zu stellen und sich auch an der Erstellung neuer Ressourcen zu beteiligen.

 

Kontakt für Share-Projekt:
NKLM/NKLZ-Geschäftsstelle am Medizinischen Fakultätentag
Alt-Moabit 96, 10559 Berlin
Tel.: 030/6449 8559-66
E-Mail: share-projekt(at)nklm.de

Kontakt für Presse:
Corinne Dölling
MFT – Medizinischer Fakultätentag
Alt-Moabit 96, 10559 Berlin
Tel.: 030/6449 8559-16
E-Mail: doelling(at)mft-online.de